Wie finde ich die richtige Zielgruppe für meine Facebook Ads? Eine Frage, die sich wohl jeder Werbetreibende stellt.
Insbesondere beim Start in die Welt des Facebook Advertisings, wenn es (noch) keine Möglichkeit gibt, Instrumente wie Custom oder Lookalike Audiences zu nutzen, stehen viele vor der Herausforderung, sich im Dschungel der Facebook Targeting-Möglichkeiten zurecht zu finden. Aber auch, wenn neue, zusätzliche Zielgruppen und Reichweiten erschlossen werden sollen, herrscht häufig Unklarheit.
Du siehst vor lauter Targeting-Möglichkeiten den Werbeanzeigenmanager nicht mehr? Dann aber mal los.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du mit den hauseigenen Facebook Targeting-Optionen (Interessen-Targeting, Verhalten, demografische Merkmale usw.) die richtigen Zielgruppen erreichst. Auch völlig ohne den Einsatz von Custom Audiences.
Die Facebook Targeting-Optionen
Facebook bietet insgesamt drei verschiedene Targeting-Optionen für Werbetreibende:
- Core Audiences: Targeting nach Interessen und Verhalten
- Custom Audiences: Zielgruppen bspw. auf Basis von CRM-Daten oder Website-Besuchern
- Lookalike Audiences: Zwillingszielgruppen auf Basis von Custom Audiences oder Facebook Fans

Wenn du mit deinem Business schon etwas länger am Start bist und entsprechend über Daten verfügst, sollten in erster Linie Custom und Lookalike Audiences die Targeting-Instrumente deiner Wahl sein.
Was aber, wenn du gerade durchstartest und noch keine Kundendaten (bspw. in Form von E-Mail-Listen) oder keinen Traffic auf deiner Website hast?
Oder wenn du zusätzliche, neue Zielgruppen (sog. “Cold Audiences”) erschließen möchtest?
Dann kommt das Interessen-Targeting (aka Core Audiences) von Facebook ins Spiel. Core Audiences sind quasi die Einstiegsmöglichkeit in das Targeting bei Facebook und können von jedem Werbetreibenden ohne Vorbereitung genutzt werden.
Doch wie findest du die richtigen Interessen, um die richtigen Zielgruppen mit deinen Anzeigen zu erreichen?
Schauen wir uns dazu zunächst mal an, wie das mit dem Interessen-Targeting bei Facebook überhaupt funktioniert.
Wie funktioniert das Interessen-Targeting bei Facebook?
Facebook ist ein Meister im Sammeln von Daten.
Alles, was die mittlerweile über zwei Milliarden Menschen auf oder außerhalb von Facebook tun, wird gesammelt und uns Werbetreibenden in Form von Targeting-Optionen zur Verfügung gestellt.

Natürlich greift Facebook dabei auch auf die von einem Nutzer selbst innerhalb des Profils angegebenen Informationen (Alter, Geschlecht, Wohnort usw.) zurück.
Über diesen Link kannst du herauszufinden, was Facebook über dich weiß. Oder eben glaubt zu wissen. Das sind die Interessen, die Facebook bei mir vermutet:

Und all diese Informationen stellt Facebook Werbetreibenden anonymisiert in Form von Targeting-Möglichkeiten innerhalb des Werbeanzeigenmanagers oder Power Editors zur Verfügung.

Doch wie findest du bei all diesen Möglichkeiten nun die richtigen Interessen bzw. Targeting-Optionen?
Voraussetzung dafür ist, dass du weißt, wie deine Zielgruppe oder noch besser dein idealer Kunde überhaupt aussieht.
Zielgruppe vs. Buyer Persona
Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, wer dein idealer Kunde ist oder wie er aussieht?
Denn nicht jeder kann deine Zielgruppe sein. Und je konkreter du weißt, wer dein idealer Kunde ist, desto gezielter kannst du “ihn” bzw. “sie” mit Hilfe der Targeting-Möglichkeiten bei Facebook “identifizieren” und mit deinen Anzeigen ansprechen.
Viele Unternehmen nutzen dazu eine einfache Zielgruppendefinition und bestimmen ihre Zielgruppe bspw. als gesundheitsorientierte Männer mit Interesse an Reisen, zwischen 25 und 35 Jahren.
Das ist ein guter Start. Allerdings ist eine Zielgruppendefinition dieser Art eindimensional und berücksichtigt viele Merkmale, die für die Kaufentscheidung wichtig sind, nicht.
Die Kunden bleiben gesichtslos.
Präziser als die Definition einer solchen heterogenen Zielgruppe, ist die Anwendung des Konzeptes der Buyer Persona.
Das ist eine Buyer Persona
Eine Buyer Persona ist eine fiktive Person, die deinen typischen Kunden anhand von verschiedenen Merkmalen definiert. So bekommt deine Zielgruppe ein konkretes Gesicht.
Damit wird es einfacher, das Verhalten, die Bedürfnisse und die Probleme deines idealen Kunden zu verstehen. Eine solche Buyer Persona ist tiefgründiger als eine klassische Zielgruppendefinition und gibt dir Einblicke in den Alltag und die Gefühlswelt deines Kunden.
Es handelt sich um ein mehrdimensionales Abbild deines idealen Kunden. Die Anzahl der Buyer Personas kann dabei je nach Unternehmen, Branche oder Produkt natürlich variieren.
Tipp: Stell dir bei der Entwicklung deiner Buyer Persona vor, wie der Alltag bzw. Tagesablauf deines idealen Kunden aussieht. Welche Medien (Zeitungen, Websites, Blogs) konsumiert er? Wie arbeitet er (Software, Tools)? Was macht er in seiner Freizeit (Hobbies, Sport, Lieblingsvereine)?
Bezogen auf die Targeting-Möglichkeiten bei Facebook sind besonders folgende Punkte interessant:
Zur Erstellung deiner Buyer Persona für deine Facebook Kampagnen habe ich hier ein Worksheet für dich, das du bequem ausfüllen kannst.

Das Worksheet soll dir eine Orientierung bei der Entwicklung deiner Buyer Persona bieten.
So überprüfst du deine Targeting-Ideen bei Facebook
Bei all deinen Targeting-Ideen gilt es zu überprüfen, ob diese auch innerhalb der Facebook-Datenbank zur Verfügung stehen. Denn auch, wenn die Targeting-Möglichkeiten bei Facebook eine beachtliche Datentiefe erreicht haben, wirst du dort leider nicht alles finden können.
Öffne dazu parallel bei deiner Recherche die Audience Insights (bzw. Zielgruppen-Insights) innerhalb deines Werbekontos und suche unter dem Punkt “Interessen” nach dem entsprechenden Begriff (bspw. nach einem Blog, einer Website oder einem Magazin).
Wenn Facebook für deine Suche etwas passendes findet, ist diese Targeting-Möglichkeit verfügbar und kann später für deine Kampagnen genutzt werden.

Alle verfügbaren Targeting-Optionen notierst du dir bspw. innerhalb eines Google Sheets oder bei Evernote.
5 Wege, um neue Targeting-Ideen zu generieren
So weit, so klar?
Dann schauen wir uns jetzt an, wie du bei deiner Zielgruppen-Recherche vorgehen kannst bzw. welche Tools du nutzen kannst, um neue Ideen zu generieren.
1. Facebook Audience Insights
Die Facebook Audience Insights helfen dir nicht nur dabei, die Verfügbarkeit deiner Targeting-Ideen zu überprüfen. Sie sind auch ein hilfreiches Tool zur Ideenfindung.

Die Zielgruppen-Insights findest du innerhalb deines Werbekontos unter dem Menüpunkt “Plan”.
So funktioniert’s:
- Öffne die Zielgruppen-Insights und füge dein Land und ein übergreifendes Interesse deiner Zielgruppe bzw. Buyer Persona ein
- Klicke auf den Menüpunkt “Gefällt mir-Angaben für die Seite”
- Überprüfe im unteren Teil die “Gefällt mir-Angaben für die Seite” absteigend nach “Ähnlichkeit” auf neue Targeting-Ideen

Die Audience Insights haben allerdings einen Nachteil. Nicht alle der dort angezeigten Facebook-Seiten stehen auch als Targeting-Option zur Verfügung.
Hinweis: Wieso und ab welcher Größe eine Seite als Targeting-Möglichkeit gelistet wird, ist unklar. Sorgt eine Seite für genügend “Buzz” innerhalb von Facebook, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, diese auch als Targeting nutzen zu können.
Achtung: Meiner Erfahrung nach kann es vorkommen, dass Seiten durch das Plugin als “nicht vorhanden” markiert werden, allerdings unter einem anderen Namen doch in der Datenbank vorhanden sind. So markiert das Plugin bspw. die Seite “W&V” als nicht verfügbar, unter “Werben & Verkaufen” kann sie hingegen gefunden werden.

Ein bisschen manuelle Arbeit bleibt also (leider) doch.
Übrigens: Hast du Lust auf noch mehr praktische Tools? Dann hol dir jetzt hier meinen kostenlosen Kurs und Tool-Guide.
2. Facebook Analytics
Facebook entwickelt aktuell mit “Analytics” ein all umfassendes Analyse-Tool für alle Elemente, die du im Rahmen deines Businesses verwaltest.

Mit Hilfe von Facebook Analytics lassen sich die Daten aus deiner App, deinem Facebook-Pixel bzw. deiner Website, deiner Facebook-Seite und deiner Offline-Events (z. B. Käufe im Offline-Store) analysieren.

Und aufgrund dieser Informationen kannst du natürlich auch neue Targeting-Ideen gewinnen.
Facebook Analytics deines Pixels – so funktioniert’s:
- Öffne Facebook Analytics und wähle deinen Facebook Pixel als Element aus
- Wähle im linken Menü den Punkt “Nutzer” und anschließend “Gefällt mir-Angaben” aus
- Lasse dir die Liste nach Relevanz absteigend sortiert anzeigen

Sofern du noch keinen Facebook Pixel im Einsatz hast kannst du mit Facebook Analytics auch die Fans deiner Facebook-Seite analysieren.
Facebook Analytics von den Fans deiner Seite – so funktioniert’s:
- Öffne Facebook Analytics und wähle deine Seite als zu untersuchendes Element aus
- Wähle im linken Menü den Punkt “Nutzer” und anschließend “Gefällt mir-Angaben” aus
- Lasse dir auch diese Liste nach Relevanz absteigend sortiert anzeigen

3. Targeting-Vorschläge des Werbeanzeigenmanagers oder Power Editors
Niemand kennt die eigene Datenbank besser, als der Hausherr selbst.
Aus diesem Grund solltest du auch schon vor dem Setup einer Kampagne einen Blick in den Werbeanzeigenmanager bzw. Power Editor werfen. Denn Facebook schlägt dir dort zu jedem eingefügten Targeting weitere Ideen vor.

Ein Vorteil dieser Herangehensweise: Alle diese Vorschläge stehen auch als Targeting-Möglichkeit zur Verfügung, d. h. du sparst dir die zusätzliche Überprüfung mit Hilfe der Zielgruppen-Insights.
4. Google-Suche und Keyword Planner
Natürlich kann dir auch eine Google-Suche dabei helfen, neue Targeting-Ansätze für deine Kampagnen auf Facebook zu identifizieren.

Ich durchforste dazu die Suchergebnisse für die entsprechende Branche anhand folgender, bereits weiter oben genannter Themenblöcke:
- Zeitschriften / Magazine
- Webseiten / Blogs
- Marken / Produkte / Konkurrenten
- Software / Tools
- (weniger) bekannte Personen der Öffentlichkeit
Neben der öffentlichen Google-Suche, eignet sich übrigens auch der Google AdWords Keyword Planner zur Generierung neuer Ideen bzw. Vorschläge.

Sofern du ein AdWords-Konto hast, solltest du auch dort eine entsprechende Suchanfrage starten.
5. Facebook-Suche bzw. Graph Search
Machen wir uns nichts vor: Die Facebook-Suche ist auch nach all den Jahren eine große Baustelle. Trotz allem lohnt sich auch ein kleiner Abstecher in die Suchergebnisse bei Facebook, um ggfs. weitere Targeting-Ideen zu finden.
Wichtig: Um das volle Potenzial der Facebook-Suche nutzen zu können, musst du die Sprache bei Facebook auf “English (US)” eingestellt haben.

Anschließend kannst mit Hilfe der folgenden Logik eine Suche starten, um interessante Ergebnisse zu erhalten: “Pages liked by people who like [NAMEN EINER SEITE]”.
In meinem Beispiel lautete die Suche bspw. “Pages liked by people who like Business Punk”.

Bonus-Tipps: Amazon-Suche und IMDb
Wusstest du, dass mittlerweile 39 % der US-Verbraucher ihre Produktsuche nicht mehr bei Google, sondern bei Amazon beginnen?
Grund genug, parallel zu Google auch bei Amazon eine Suchanfrage zu starten, um sich inspirieren zu lassen.
Eine weitere interessante Suchmaschine für Filme, Serien oder Schauspieler ist übrigens IMDb.
Ein Hinweis zum Schluss (und weil es eine der am häufigsten gestelltesten Fragen in diesem Zusammenhang ist): Nein, aktuell ist es nicht möglich, Facebook-Gruppen bzw. deren Mitglieder innerhalb des Targetings zu nutzen. Sorry!
Erstellung der Zielgruppen im Werbeanzeigenmanager oder Power Editor
Nach all der Recherchearbeit, ist deine Tabelle hoffentlich mit vielen Targeting-Ideen gefüllt.

Jetzt wird es Zeit, den Werbeanzeigenmanager zu bemühen, um dort die entsprechenden Zielgruppen anzulegen. Dazu kannst du die Interessen bspw. anhand der genannten Kategorien (Zeitschriften, Produkte, Tools usw.) zusammenfassen.
Eine entsprechende Kampagnenstruktur könnte bspw. folgendermaßen aussehen:

Tipp: Sollten deine Zielgruppen anschließend sehr groß sein (der “Zielgruppen-Tacho” hilft dir bei der Beurteilung dessen), splitte die Zielgruppe nach einzelnen Interessen (bspw. einzelnen Magazinen) auf. Wenn du jedes Interesse in einer separaten Werbeanzeigengruppe nutzt, kannst du außerdem die Ergebnisse der einzelnen Targetings besser analysieren.

Fazit
Wie du siehst, geschieht ein großer Teil der Arbeit noch bevor du den Werbeanzeigenmanager überhaupt öffnest.
Vor dem Start einer Facebook-Kampagne solltest du dir in erster Linie Gedanken darüber machen, wer deine Zielgruppe ist. Oder noch besser gleich eine Buyer Persona entwickeln. Denn nicht jeder kann zu deiner Zielgruppe gehören.
Recherchiere anschließend bspw. die Lieblingszeitschriften oder -websites deines idealen Kunden und analysiere andere Unternehmen in deiner Branche. Nutze dazu immer parallel die Hilfe der Audience Insights, um die Ergebnisse deiner Recherche zu überprüfen.
Falls du mit deinem Business schon länger am Start bist und über Kundendaten oder Traffic verfügst, solltest du allerdings die Targeting-Möglichkeiten der Custom und Lookalike Audiences dem Interessen-Targeting vorziehen. Denn laut einer internen Studie von Facebook (welche sich auch mit meinen Erfahrungen deckt), bieten diese Ansätze eine bessere Datenqualität.

Falls du allerdings gerade mit deinem Business durchstartest oder neue Reichweiten erschließen möchtest, bieten auch die Core Audiences viele Möglichkeiten, die richtigen Zielgruppen zu erreichen.